31 October 2024
Protestbrief: Dresdner Schulen gegen geplante Kürzungen der Schulsozialarbeit

Die Schulsozialarbeit ist ein integraler und unentbehrlicher Bestandteil pädagogischer Konzepte. Sie trägt maßgeblich dazu bei, den vielfältigen Herausforderungen des modernen Schulalltags gerecht zu werden.

Heterogenität der Schülerschaft

Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, aus unterschiedlichen sozialen Milieus und mit verschiedenen Lernvoraussetzungen benötigen individuelle Unterstützung, die nur durch die enge Zusammenarbeit von Lehrkräften und Schulsozialarbeitern gewährleistet werden kann. Nur so erhalten die Schülerinnen und Schüler die Chance auf einen Schulabschluss und/oder eine akademische Bildung.

Schulsozialarbeiter und -arbeiterinnen sind oft entscheidend dafür, dass soziale Kompetenzen wie Teamarbeit, Konfliktlösung und Empathie gefördert werden. Gerade in heterogenen Klassen fördern sie das Verständnis für kulturelle Unterschiede und stärken die Integration benachteiligter Gruppen. Ohne diese Unterstützung droht eine Zunahme von Konflikten und sozialer Isolation.

Außerdem erfordert die Umsetzung inklusiver Bildung spezifische Kompetenzen und Ressourcen, die die Schulsozialarbeit bereitstellt. Ohne diese Unterstützung wäre die erfolgreiche Integration aller Schülerinnen und Schüler gefährdet

Entlastung der Lehrkräfte

Auch die Anforderungen an uns Lehrerinnen und Lehrer wachsen stetig. Die Schulsozialarbeit ermöglicht es uns, uns auf eine unserer Kernaufgaben - das Unterrichten - zu konzentrieren, während soziale und emotionale Probleme gemeinsam mit Fachkräften bearbeitet werden können.

Begleitung in der Pubertät, Krisenintervention und Prävention

Die Adoleszenz ist eine äußerst sensible Phase im Leben junger Menschen. Die professionelle Begleitung durch Schulsozialarbeiter ist essenziell, um Konflikte zu lösen, Orientierung zu geben und präventiv gegen Schulabbruch und Radikalisierung zu wirken.

In Krisensituationen, sei es bei Mobbing, häuslicher Gewalt oder psychischen Problemen, ist die Schulsozialarbeit oft die erste Anlaufstelle. Ihre Expertise in der Krisenintervention ist unersetzlich und kann nicht von Lehrkräften übernommen werden. Gleichwohl fungieren unsere Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen als wichtige Schnittstelle zwischen Schule, Elternhaus und externen Hilfsangeboten und entlasten in bedeutendem Umfang das System der psychosozialen Beratung, da sie einen unkomplizierten, niedrigschwelligen Zugang und wiederum frühzeitiges Begleiten und Unterstützen ermöglichen.

Diese Vernetzung ist fundamental für eine ganzheitliche Förderung unserer Schülerinnen und Schüler.

Dank präventiver Programme zu Themen wie Sucht, Gewalt und Medienkompetenz leistet die Schulsozialarbeit einen wesentlichen Beitrag zur positiven Entwicklung der Schülerschaft. Dabei ist besonders der Klassenrat als Methode aus der demokratischen Friedensbildung hervorzuheben.

Auch Rückstände in schulischer Bildung und psychosozialer Reife und Entwicklung durch die Corona-Jahre können durch die Kooperation zwischen Lehrkräften und Schulsozialarbeit aufgefangen werden. Die aktuelle Schülergeneration ist dabei in besonderem Maß in ihrer mentalen Gesundheit gefährdet.

Programme dieser Formate entfalten ihre volle Wirkung durch stetige, zuverlässige Ansprechpartner, die sich sicher in den Belangen der jeweiligen Schule auskennen.

Schulentwicklung

Die Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Partner bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Schulkonzepte und trägt maßgeblich zur Qualitätssicherung bei.

Auch im Strategiepapier Bildungsland Sachsen 2030 des SMK wird formuliert, dass „2030 [...] multiprofessionelle Teams (MPT) entsprechend klarer Zuständigkeiten die gemeinsame Verantwortung für schulisches Lernen [tragen] und [...] die Handlungsfähigkeit der sächsischen Schulen vor Ort [sichern]“ (.S.61). Es ist geradezu widersinnig, ein etabliertes, multiprofessionelles Team, harmonisch funktionierendes und abgestimmtes Arbeiten, das sich seit Jahren als erfolgreich und unverzichtbar erwiesen hat, zu zerstören. Wie kann eine Streichung der Schulsozialarbeit mit der Initiative des SMK zum Bildungsland 2030 vereinbar sein? Die Ziele bzw. das Handeln von Stadt und Freistaat sollten in so essenziellen Angelegenheiten wie Bildung nicht so weit auseinanderliegen.

Eine Streichung würde nicht nur zu einer massiven Mehrbelastung des Lehrkörpers führen, sondern vor allem die Bildungschancen und das Wohlergehen unserer Schülerinnen und Schüler erheblich beeinträchtigen.

Folgekosten

Die langfristigen gesellschaftlichen Kosten, die durch den Wegfall dieser präventiven und unterstützenden Arbeit entstehen würden, übersteigen bei weitem die kurzfristigen Einsparungen. Das betrifft sowohl das Gesundheitssystem als auch wirtschaftliche Folgekosten durch Bildungsverluste und letztlich auch Justiz.

Die Schulsozialarbeit trägt erheblich dazu bei, dass Jugendliche den bestmöglichen Bildungsabschluss erreichen können und so eine Langzeitperspektive haben. Das wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Ebenso werden soziale und psychische Probleme durch die Schulsozialarbeit aufgefangen, die anderweitig in langfristige teure Therapiemaßnahmen münden würden. Die Präventivarbeit der Schulsozialarbeit sorgt dafür, dass weniger Jugendliche in Kontakt mit dem Justizsystem kommen.

Wir appellieren daher eindringlich, die geplanten Streichungen oder Kürzungen zu überdenken und die Schulsozialarbeit als unverzichtbaren Bestandteil unseres Bildungssystems zu erhalten und zu stärken.

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  1. Juliane Andermann, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  2. Dr. Ursula Kummer, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  3. Dolores Grieger, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  4. Ute Eisbein, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  5. Waibl Stefanie, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  6. Tabea Middendorff, Teacher, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  7. Annett Oschmann, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  8. Peggy Vetter, Gymnasiallehrerin, Bertolt- Brecht- Gymnasium, Dresden
  9. Ute Schellenberg, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  10. Johanna Reitz, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  11. Michaela Große, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  12. Anna Zschauer, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  13. Marcello Meschke, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  14. Stefanie Nikolov, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  15. Denise Hornig, Lehrkraft, Bertolt-Brecht-Gymnasium / TU Dresden, Dresden
  16. Christina Branzk, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Dresden
  17. Jana Sontheimer, Lehrerin, Bertolt-Brecht-Gymansium, Dresden
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  19. Klug, Irina, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
  20. Janna Neuper, Gymnasiallehrerin, Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden, Dresden
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  1. Dr. Rüdiger Uhlmann, Rentner, 01109 Dresden
  2. Ingrid Körner, Nachhilfelehrerin, Dresden
  3. Siiri Schuberth, Managerin, 62. Oberschule Dresden, Dresden
  4. Stephan Gewalt, Gerontologe, Dresden
  5. Susanne Paul, Freiberuflerin, Springkraut e. V., Dresden
  6. Manuela Hahn, Umweltingenieur, Dresden
  7. Julia Kappler, Soziologin, TU Dresden, Dresden
  8. S. Sommer, Lehrerin, 51.GS Dresden, Dresden
  9. Katrin Peschel-Lowke, Dresden
  10. Kerstin Klameth, Krankenschwester, Dresden
  11. Sabine richter, Radebeul
  12. Silke, Sozialpädagogin, Dresden
  13. Dr. Bernhard Kaiser, Wiss. Mitarbeiter, TU Dresden, Dresden
  14. Nadja Bauer, TU Dresden
  15. Dennis Schulz, Erfurt
  16. Ronny Ullrich, Unternehmer, CROMATICS GmbH, Dresden
  17. Emma Wolgram, Vertriebsassistenin, Moritzburg
  18. Annemarie Hänsch, Lehrerin, Oberschule Weißig, Dresden
  19. Dr. Stefanie Kuske, Psychotherapeutin, Dresden
  20. Isabelle Manna, student, Dresden